Stell dir vor, es ist Hanse Sail und keiner geht hin. Na gut, fast keiner. Es gibt natürlich die üblichen Kreuzfahrer, mit ihren Sonnenhüten und Kameras um den Hals auch schnell als solche zu erkennen, oder diejenigen, die in zu kurzen Röcken, zu engen Shirts und mit tricolorgefärbten Haaren im Urlaub mal so alles präsentieren wollen, was sie sich den Rest des Jahres nicht trauen (Stichwort: Ich stand an einer unschuldigen Ampel in Dortmund-Scharnhorst…). Aber die Ur-Rostocker, echte Hanseaten, die sucht man vergebens. Alles, was noch schnell genug laufen kann, verlässt fluchtartig die Stadt. Die „Hanse“ also weg, bleibt nur noch „Sail“, doch vor lauter Fressbuden, Fahrgeschäften und Gartenschlauchverkäufer, die Horrorszenarien über den Platz plärren („…stellen Sie sich vor, Ihr Nachbar steht mal wieder mit seinem Auto auf Ihrem Gartenschlauch.“ Skandal. ) ist die Sicht auf all die schönen Schiffen versperrt. Eigentlich ist es wie Düsseldorfer Kirmes mit Schiffen. Okay, für einen Schlendrian in der Mittagspause reicht es immer noch, aber zum Wochenende tue ich das, was alle Rostocker tun: ich begehe Landflucht.